Tumorchirurgie
Am Beginn der Tumorbehandlung stehen eingehende Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose und Ausdehnung der Erkrankung (Staging). Hierzu gehört die klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomografie) sowie die Entnahme einer Probe zur mikroskopischen Betrachtung durch die Pathologie. Diese Untersuchung wird bei uns unter stationären Bedingungen durchgeführt. Wird im Rahmen dieser Untersuchungen ein bösartig wachsender Tumor festgestellt, wird für den Patienten ein auf ihn zugeschnittenes Therapiekonzept entwickelt, welches verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Chemotherapie, Bestrahlung, photodynamische Therapie oder Operation in Kombination enthalten kann.
Es stehen eine Vielzahl von Operationsverfahren zur Entfernung des Tumors und anschließender Wiederherstellung der entstandenen Defekte zur Verfügung. Um eine gute Rekonstruktion der Funktion und des Aussehens erreichen zu können, sind manchmal Folgeoperationen notwendig.
Ein Tumor im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich kann verschiedene Regionen beziehungsweise Strukturen des Kopfes befallen. Diese Geschwülste befinden sich vorwiegend im Bereich der Mundhöhle, wobei hier insbesondere die Zunge, der Mundboden, die Wangen, der Gaumen oder andere benachbarte Strukturen betroffen sein können. Neben den Tumoren in der Mundhöhle können Geschwülste auch im Bereich der Nasennebenhöhlen auftreten. Unter den Nasennebenhöhlen versteht man die Nasenhaupthöhle, die sich hinter der Nase entwickelt, die beiden Kieferhöhlen, welche sich rechts und links der Nase beziehungsweise oberhalb des Oberkiefers befinden, die Stirnhöhle, welche hinter beziehungsweise zwischen den Augenbrauen lokalisiert ist sowie die Keilbeinhöhle, welche sich hinter der Nasenhaupthöhle befindet. Neben diesen Tumoren, die sich im Inneren des Schädels befinden, können Geschwülste auch im Bereich der Gesichtshaut, der Lippen oder der behaarten Kopfhaut entstehen.
Außer der Lage (Lokalisation) eines Tumors ist die histologische Diagnose, das heißt, das mikroskopische Erscheinungsbild eines Tumors, das wichtigste Merkmal. Aufgrund des mikroskopischen beziehungsweise histologischen Erscheinungsbildes unterscheidet man gutartige (benigne), halb-gutartige (semimaligne) und bösartige (maligne) Tumoren.
Unter gutartigen (benigne) Tumoren versteht man Tumore, die am Ort ihrer Entstehung wachsen, ohne das umgebende Nachbargewebe zu zerstören und ohne Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Halb-gutartige (semimaligne) Tumore wachsen am Ort ihrer Entstehung, wobei sie in das umgebende Gewebe einwachsen und dieses dadurch zerstören. Diese Tumore bilden jedoch keine Tochtergeschwülste (Metastasen). Schließlich gibt es noch die Gruppe der bösartigen (malignen) Tumore. Bösartige Tumore wachsen wie semimaligne Tumore, indem sie in das umgebende Gewebe einwachsen und dieses dadurch zerstören. Gleichzeitig bilden manche dieser Tumoren Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen. Bei Tumoren im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich sind diese Tochtergeschwülste meist auf die umgebenden Lymphknoten im Halsbereich beschränkt. Vereinzelt treten aber auch Tochtergeschwülste (Metastasen) im übrigen Körper auf, zum Beispiel in der Lunge und in den Knochen. Das Wachstumsverhalten eines Tumors wird neben den Eigenschaften benigne, semimaligne oder maligne auch von weiteren Faktoren wie der Lokalisation, seiner Entstehung und individueller Tumorfaktoren beziehungsweise Faktoren des Patienten beeinflusst.
In Abhängigkeit von diesen Tumormerkmalen, dem Allgemeinzustand des Patienten sowie den Wünschen und Vorstellungen des Patienten wird der Arzt eine Behandlung planen, mit dem Patienten die Behandlungsmöglichkeiten diskutieren und die entsprechenden Schritte einleiten. Außerdem wird er mit anderen Fachdisziplinen wie zum Beispiel dem Facharzt für Strahlentherapie, dem Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, dem Facharzt für Augenheilkunde oder dem Facharzt für Neurochirurgie zusammenarbeiten.
Ein Tumor im Mund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich hat im Gegensatz zu anderen Körperregionen oft sichtbare und funktionelle Folgen für den Patienten. Deshalb stellt neben der Behandlung des Tumors die funktionelle und kosmetische Rekonstruktion einen wichtigen Teil der Behandlung dar. Der Patient kann davon ausgehen, dass jeder Defekt im Bereich der Weichteile oder auch der Knochen entweder sofort oder im Rahmen einer zweiten Operation ersetzt werden kann. Alle chirurgischen Maßnahmen werden darauf ausgerichtet sein, die Gesichtsform und die besonderen Funktionen der verschiedenen Gesichts- oder Schädelregionen zu erhalten. Nach der Behandlung ist es wichtig, dass der Patient für mehrere Jahre in der Betreuung eines Facharztes bleibt. Der Arzt wird das Operationsgebiet regelmäßig kontrollieren, um einen eventuell neu auftretenden Tumor rechtzeitig zu erkennen. Gleichzeitig wird er den Zeitpunkt für eine unter Umständen notwendige Rekonstruktion (Weichteil- oder Knochenwiederaufbau) oder plastische Korrektur sowie die Möglichkeiten einer Zahnprothesenversorgung bestimmen und in die Wege leiten.